
Eine Vormundin im Interview
Daniela Michel ist seit vielen Jahren ehrenamtliche Vormund*in für junge unbegleitete Geflüchtete. Wir haben sie gefragt: Was ist das Besondere daran, was möchte Sie Interessierten mitgeben?
Interview mit Daniela Michel, ehrenamtliche Vormundin
Daniela Michel ist seit vielen Jahren ehrenamtliche Vormund*in für junge unbegleitete Geflüchtete. Wir haben sie gefragt: Was ist das Besondere daran, was möchte Sie Interessierten mitgeben?
Kurze Vorstellung: Wer bist Du?
Mein Name ist Daniela Michel, ich bin seit November 2015 ehrenamtlich dabei und arbeite als Compliance-Beauftragte.
Was war Deine erste Motivation, ehrenamtliche Vormundin zu werden?
In 2015 habe ich mich ehrenamtlich bei der nächtlichen Unterbringung von Geflüchteten von der Caritas engagiert. Besonders beeindruckt hat mich, als ich zum ersten Mal mitbekommen habe, dass auch Jugendliche ohne Eltern nach Deutschland kommen. Es handelte sich dabei um einen Jugendlichen aus Afghanistan der zu seinem Onkel nach Dänemark wollte. Um mehr über das Thema zu erfahren habe dann einfach gegoogelt und bin so auf das Projekt vom Kinderschutzbund gestoßen, das sich gezielt um unbegleitete minderjährige Geflüchtete kümmert. Ein Anruf – und der Kontakt war hergestellt.
Was ist das Besondere an einer Vormundschaft als Ehrenamt?
Es ist ein verantwortungsvolles Ehrenamt. Mir gefällt, dass es so personenbezogen ist und ich mag die Verbindlichkeit, die sich daraus ergibt. Auch finde ich es gut, dass der Kontakt zu den Jugendlichen auch weiter bestehen kann, auch wenn sie schon volljährig sind. Voraussetzung ist natürlich, dass dies von beiden Seiten gewünscht ist. Wichtig ist mir dabei, dass ich mich auf keinen Fall aufdrängen möchte, aber ich helfe gerne und schätze die Kontakte, die ich noch mit meinen ehemaligen Mündeln habe.
Was schätzt Du an der Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund?
Mir gefällt die Vernetzung mit anderen Vormündern und Paten. Es werden verschiedene Weiterbildungen z.B. zu aufenthaltsrechtlichen Themen, aber auch kollegiale Beratungen angeboten. Was sehr hilfreich ist, sind die Verbindungen und das Netzwerk des Kinderschutzbundes. Das große Netzwerk und der Austausch mit anderen unterstützt mich sehr bei den kleinen und größeren Herausforderungen als Vormundin.
Was würdest Du gerne Interessierten sagen, die noch nicht sicher sind, ob sie Vormund*in werden wollen?
Wenn man nicht sicher ist, ob man der Verantwortung gewachsen ist, ist eine Patenschaft für eine jugendliche Person eine tolle Möglichkeit, junge Menschen, die neu in Deutschland sind, zu unterstützten. Hilfreich und wichtig sind die vom Kinderschutzbund angebotenen Schulungen, die einen gut auf das neue Ehrenamt vorbereiten. Das Ehrenamt als Vormund ist schon eine Verpflichtung, die man nicht wieder einfach so abgeben kann. Die Jugendlichen haben durch die Fluchterfahrung viel erlebt, sie sind aber auch einfach normale Teenager und haben auch Teenagerprobleme. Sie brauchen viel Stabilität. Es ist eine andere Art von Ehrenamt und geht durch die Treffen in der Freizeit auch ins Privatleben hinein. Man sollte unbedingt mit seinem engsten Umfeld klären, dass man die Aufgabe übernehmen möchte und die engsten Bezugspersonen sollten gewillt sein, zu unterstützen.
Vielen Dank, Daniela, für diese Einblicke!